Geschichte der Matrosenanzüge

Lange Zeit war er der Inbegriff von Kindermode: der Matrosenanzug. Generationen von kleinen Jungs rannten mit ihm durch die Straßen. Kleine Mädchen trugen das Pendant: das Matrosenkleid. Noch vor 1800 setzte die erste Marinemodewelle ein. Doch sahen diese Anzüge "à la matelot" noch nicht so aus, wie wir uns heute den Matrosenanzug vorstellen. Neu war unter anderem der halsfreie Ausschnitt. Die Anzüge waren viel angenehmer zu tragen, wie die vorher so aufwendigen Moden. Der Marinelook blieb zunächst eine Mode des Adels, teilweise auch des reichen Bürgertums, aber nur am Rande. In der ersten Hälfte des 19 Jh. verschwand der Marinelook fast gänzlich, besonders im Biedermeier. Eine neue Welle der Marinemodenbegeisterung setzte ab den 1860ern ein. 1846 wurde der damals populäre Maler F. X. Winterhalter beauftragt, ein Gemälde vom künftigen Prinzen von Wales (später König Edward VII.) zu fertigen. Zu dieser Zeit war der Knabe 5 Jahre alt und er trug für das Bild einen maßgeschneiderten Matrosenanzug. Winterhalter schuf ein Meisterwerk an Herzigkeit und die Entzückung über das Bild war enorm. So dauerte es nicht lange bis auch andere kleine adlige Knaben einen Matrosenanzug bekamen. Die folgenden fünfzehn Jahre verblieb das Kleidungsstück in den höfischen Kreisen. Ab den 1860ern übernahm ihn nun auch das Volk. Und gleich tauchten die unterschiedlichsten Variationen des Anzugs auf, unverkennbar aber immer der eckige Kragen. Fast zur gleichen Zeit begann auch die Zeit der Matrosenanzüge im Deutschen Reich. Queen Victoria schenkte ihrem Enkel Wilhelm von Hohenzollern (der spätere Wilhelm II.) einen Matrosenanzug. Mittlerweile war die Photographie weit verbreitet und damit auch das Bild vom kleinen Wilhelm im Matrosenanzug. Zunächst verbreitete sich der Anzug wieder in den höfischen Kreisen, um dann vom Volk übernommen zu werden. Der Siegeszug konnte starten. Ab den 1880ern kamen dann auch die ersten Kombinationen für die Mädchen hinzu. Um 1900 übernahmen sogar junge Damen den Matrosenkragen. Während der Regierungszeit Wilhelms II. hat die Matrosenkleidung wohl ihre größte Begeisterung in Deutschland erlebt. Von 1880 bis ca. 1930 ist das Kleidungstück in ganz Europa ein Phänomen gewesen. Heute findet sich der Matrosenanzug noch bei einigen Knabenchören und zeigt sich zum Teil als schickes Accessoire in der Kleinkindermode.

 

Quellenangaben / References:

Hävernick, Walter: Der Matrosenanzug der Hamburger Jungen 1890 - 1939 (Raum 352) / Walter Hävernick. - Hamburg : Hamburger Museumsverein e.V., 1962. - (Aus den Schausammlungen ; H. 1)

Kuhn, Robert / Kreutz, Bernd: Der Matrosenanzug. Kulturgeschichte eines Kleidungsstückes. Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 576. - Dortmund: Harenberg, 1989. - ISBN: 3-88379-576-3

Kaufhaus des Westens : Illustrierter Hauptkatalog 1913 / Kaufhaus des Westens, Berlin. - Nachdr. der Ausg. Berlin 1913. - Hildesheim ; Zürich ; New York : Olms-Presse, 2000. - ISBN 3-487-08403-1

Puppe, Fibel, Schießgewehr: Das Kind im kaiserlichen Deutschland. Ausstellung in der Akademie der Künste vom 5. Dezember 1976 bis zum 30. Januar 1977. - Berlin : Abakon Verlagsgesellschaft, 1977. - ISBN: 3-8200-0113-1

Weber-Kellermann, Ingeborg: Die Kindheit: eine Kulturgeschichte. - Frankfurt a.M : Insel Verlag, 1989. - ISBN: 3-458-09778-3

Warenhaus A. Wertheim : Mode-Katalog / Warenhaus A. Wertheim Berlin : 1903, 1904. - Hildesheim, New York : Olms, 2000

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